Wie viel Vermögen haben die Deutschen?
Geht es um allerlei Ausgaben, so hört man immer wieder, dass sich das reiche Deutschland verschiedene Ausgaben leisten können muss. Doch leider ist weder Deutschland noch seine Einwohner reich.
Das Vermögen der Deutschen ist das Niedrigste aller Westeuropäer!
Lassen Sie uns einen Blick auf das Medianvermögen der Europäer werfen und die Faktoren analysieren, die dazu beitragen, dass es in Wahrheit gar nicht so rosig aussieht, wie wir immer denken.
Das Medianvermögen ist ein Indikator, der das Vermögen der Bevölkerung in zwei Hälften teilt: die eine Hälfte besitzt mehr, die andere Hälfte besitzt weniger. Der Median-Deutsche liegt also genau in der Mitte – 50 Prozent der Deutschen sind ärmer und 50 Prozent sind reicher. Laut einer Studie der Credit Suisse lag das Medianvermögen der Deutschen 2021 bei rund 61.000 Euro und bildete damit vor Portugal so ziemlich das Schlusslicht in Westeuropa. Im Vergleich zu Ländern wie beispielsweise Dänemark, Frankreich, der Schweiz oder gar Italien vermögen wir nicht mal die Hälfte.
Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, dass das Medianvermögen der Deutschen im westeuropäischen Vergleich niedriger ausfällt. Die Vermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt. Wenn wir auch den Durchschnitt betrachten, so liegt das durchschnittliche Nettovermögen bei ungefähr dem vierfachen vom Median. Doch vergleichen wir das durchschnittliche Nettovermögen der Deutschen mit dem europäischen Ausland, so liegen wir auch da nur auf Platz 12, wie die Studie der Credit Suisse weiter aufzeigt. Unsere Nachbarn, die Schweizer, Niederländer, Franzosen, Österreicher und Briten haben auch ein höheres durchschnittliches Nettovermögen.
Hohe Steuerlast und renditearme Geldanlage
Weiter wichtige Faktoren sind zudem die hohen Sozialabgaben und die deutsche Steuerpolitik. Es ist nicht einfach ein Vermögen aufzubauen, wenn der Spitzensteuersatz bereits ab einem jährlich zu versteuernden Einkommen von 62.810 EUR greift. Jeder weitere verdiente Euro wird mit 42 Prozent versteuert. Anstatt Anreize zu schaffen, führt die Politik jetzt auch noch rege Diskussionen darüber, zwar den Spitzensteuersatz auf ein Einkommen von 80.000 EUR brutto pro Jahr anzuheben, allerdings soll dann auch der Steuersatz auf stolze 57 Prozent steigen. Von einer notwendigen Reduzierung der Gesamtabgabenlast kann bei solchen Vorschlägen nicht die Rede sein. Als Konsequenz hieraus haben laut einer Studie des Ipsos Meinungsforschungsinstituts im Auftrag der ING Bank 30 Prozent der Deutschen keinerlei Ersparnisse.
Auch Freibeträge, wie zum Beispiel bei der Schenkung wurden seit 2009 nicht mehr erhöht und verweilen seither bei 400.000€ alle 10 Jahre für Kinder bzw. bei 500.000€ für Ehepartner. Die Besteuerung bei Vermögensübertrag trifft somit immer breitere Bevölkerungsgruppen und sorgt für einen erschwerten Vermögensaufbau in der Familienlinie.
Ein weiterer Grund für das geringe Medianvermögen der Deutschen ist die meist falsche Geldanlageform im Land. Die Deutschen sind zwar bekannt für ihre Sparsamkeit und legen einen Großteil ihres Einkommens auf die hohe Kante. Dabei entscheiden Sie sich jedoch mehrheitlich für Geldwertanlagen, wie Sparbücher, Tages- und Festgeldkonten, die zwar risikoarm sind, aber auch kaum Zinsen abwerfen. Dies führt wiederum dazu, dass die Inflation das gesparte Geld buchstäblich auffrisst. Die Summe bleibt zwar gleich – die Kosten für Lebensmittel, Reisen, Kleidung und co. steigen jedoch.
Wann ist ein Deutscher reich?
Das monatliche Einkommen ist ohne Zweifel ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht sich einen hohen Lebensstandard aufzubauen.
Als einkommensreich gilt man in Deutschland laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2018:
- ab einem Monatseinkommen von 3.770 EUR netto als Single.
- Ab 4.560 EUR Nettoeinkommen pro Monat gehört man schon zu den oberen 5 Prozent.
- Ab 10.790 EUR darf man sich zu den reichsten 1 Prozent des Landes zählen.
Nach den letzten uns zur Verfügung stehenden Zahlen lag der Median der Einkommen in Deutschland im Jahr 2022 bei lediglich 1.892 Euro netto im Monat.
Im Gesamtfazit sehen wir also, dass wir Deutschen im Bereich Vermögensbildung unseren westeuropäischen Nachbarn noch deutlich hinterherhinken. Zum einen macht es uns die Politik durch eine der höchsten Abgabenlasten des Kontinents nicht leicht, zum anderen zählen wir Deutschen aber nach wie vor zu den „Aktienmuffeln“ und sparen unser Geld lieber in zinsarmen Geldanlagen anstatt in renditestarke Wertpapiere zu investieren. Es ist daher sehr wichtig, sich seiner Vermögenssituation bewusst zu sein und eine geeignete Strategie zum Vermögensaufbau parat zu haben.