Seit den neunziger Jahren kennt man Indexfonds, die börsentäglich gehandelt werden können, als „Exchange Traded Funds“. Seit der Jahrtausendwende haben ETFs einen beispiellosen Siegeszug in der Finanzindustrie absolviert. Bis heute sind sie vor allem auch bei Börsenlaien beliebt. Aber sind sie überhaupt noch zeitgemäß?
Fonds, die einen Aktienindex vollständig nachbilden, wurden in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als „Indexfonds“ erfunden und zunächst relativ erfolglos angeboten. Erst in den neunziger Jahren wurden daraus die heute bekannten „Exchange Traded Funds“ (ETFs), also Indexfonds, die börsentäglich gehandelt werden können. Diese Produkte haben seit der Jahrtausendwende einen beispiellosen Siegeszug in der Finanzindustrie absolviert. Inzwischen sind weltweit rund zehn Billionen US-Dollar Anlagevermögen in über 10.000 ETFs gebunden.
Die ursprüngliche Idee der Indexfonds war, in ein möglichst breites Aktienuniversum zu investieren, um durch hohe Diversifikation Risiken zu reduzieren. Diesen sinnvollen und wichtigen Zweck erfüllt passives Investieren in ETFs aber schon lange nicht mehr, es trifft eher das Gegenteil zu. Inzwischen erzeugen die meisten ETFs unerwünschte Konzentrationen und damit Klumpenrisiken in einzelnen Sektoren, allen voran im Technologiesektor. Das ist eine logische Folge verschiedener Faktoren, allen voran der Gewichtung eines Unternehmens gemäß Marktkapitalisierung im zugrunde liegenden Index.
Investiert man beispielsweise in einen ETF auf den S&P 500, so besteht fast ein Drittel dieses Investments aus Technologieaktien. Das wäre noch nicht so schlimm, was die Sache aber problematisch macht, ist die Tatsache, dass dieses Drittel zum größten Teil aus nur einer Handvoll Aktien besteht. In der Regel sind das die „Big Five“ Alphabet (Google), Amazon, Apple, Microsoft und Meta (Facebook).
ETFs, die sich auf den Nasdaq 100 beziehen bestehen sogar fast zur Hälfte aus den fünf Technologieriesen. Nun könnte man denken, dass sich dieses Problem löst, wenn man in einen ETF investiert, der den weltweiten Aktienmarkt abbildet, der immerhin rund 1.600 Unternehmen aus über 20 Ländern enthält und damit etwa dreimal so groß ist wie der S&P 500. Weit gefehlt, denn der Unterschied ist nur marginal. Durch die Marktkapitalisierte Gewichtung im Index entsteht hier prinzipiell die gleiche „Unwucht“ in Richtung der amerikanischen Technologieriesen, die mit fast 20% Gewichtung im weltweiten Aktien-ETF vertreten sind.
Dann gibt es inzwischen auch noch eine ganze Reihe von Themen ETFs, die konkret in bestimmte Sektoren investieren. Neuerdings sind beispielsweise Nachhaltigkeits- ETFs besonders gefragt, die bevorzugt in Unternehmen investieren, die die sogenannten ESG-Kriterien erfüllen, sich also besonders umweltfreundlich und sozialverträglich verhalten. Bei genauerer Betrachtung macht das aber kaum einen Unterschied, denn auch hier findet sich die gleiche überproportionale Konzentration auf ein paar wenige, entsprechend große Unternehmen.
Grundsätzlich gilt: Egal für welchen ETF man sich entscheidet, man kauft sich ein klassisches Klumpenrisiko ein und das ist, was man eigentlich durch Diversifikation vermeiden will. Den gesamten Aktienmarkt „passiv“ mittels eines ETF zu kaufen, scheint also nicht mehr unbedingt sinnvoll und zeitgemäß zu sein, aber was ist die Alternative?
Eine Alternative kann sein, ein aktiv gesteuertes Fondskonzept zu verfolgen. Hier hat man zumindest die Möglichkeit durch eine sinnvolle und aufeinander abgestimmte Zusammenstellung unterschiedlicher Handelsansätze und Strategien in verschiedenen Anlageklassen solchen Klumpenrisiken entgegenzuwirken, um dadurch eine echte, breite und wirksame Streuung über alle Vermögensklassen hinweg zu erreichen.