Was Sie bei Ihrer Geldanlage jetzt beachten sollten
Man war schon so weit, zu glauben, dass es nie wieder Zinsen geben würde. Und dann ging alles sehr schnell. Aktuell erscheinen viele Zinsangebote wieder attraktiv. Dennoch sollten Sie Ihre Geldanlage jetzt genau durchdenken, um diese drei typischen Fehler zu vermeiden.
Inflation als Ursprung des Zinsanstiegs
Mit etwas Zeitverzögerung nach Corona und Kriegsbeginn, begann die Inflation sich zu bewegen, und zwar sprunghaft. Plötzlich waren die Notenbanken gezwungen, die Zinsen hinterher zu schicken, in ähnlichem Tempo. Derzeit weiß niemand, wie weit die EZB gehen wird müssen, um die Inflation wieder einzufangen. Dabei ist das Hauptproblem nicht die Gesamtinflation, sondern die Kerninflation. Bei der Kerninflation werden die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt. Während die Gesamtinflation bedingt durch sinkende Energiepreise bereits wieder etwas rückläufig ist, steigt die Kernrate munter weiter, auf zuletzt 5,6%. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Euro. Diese Entwicklung ist Grund zur Sorge, denn das ist der erste Schritt in Richtung der gefürchteten „Lohn-Preis-Spirale“. Wenn diese Spirale in Gang kommt, dann beginnt die Kerninflation erst richtig zu galoppieren und würde die EZB zwingen, die Zinsen auf ein derzeit kaum vorstellbares Niveau zu heben. Die Zinsen könnten also noch viel weiter steigen und länger auf hohem Niveau verharren.
Ruhig bleiben und Fehler vermeiden
Dieser Sachverhalt sollte bei der Anlage in Zinspapieren oder Festgeld berücksichtigt werden. Aktuell erscheinen die Zinsen nominal wieder sehr attraktiv. Doch gerade deswegen sollten Sie Ihre Geldanlage gerade jetzt genau durchdenken, um Fehler zu vermeiden:
- Zu lange Laufzeit für Festgeld: Auch wenn die Zinsen derzeit nominal wieder attraktiv erscheinen, immerhin gibt es auf Tages- und Festgeld schon um die drei Prozent, so sollte man sich bei der Auswahl von Zinspapieren nicht zu lange festlegen. Vielleicht sind die Zinsen in absehbarer Zeit noch viel attraktiver.
- Alles auf Tagesgeld setzen: Das Tagesgeldkonto ist ideal für Notgroschen oder Geld, das in absehbarer Zeit benötigt wird und daher kurzfristig zur Verfügung stehen muss. Es sollte jedoch nicht als einzige Geldanlage genutzt werden. Hierfür sind die Zinsen nach wie vor zu unattraktiv.
- Den Realzins vergessen: Ein Punkt, der im Alltag oft vergessen wird ist, dass die Lücke zwischen Nominalzins und Realzins weiterhin immer bestehen bleibt und sich gegebenenfalls noch deutlich weiter ausdehnen kann. Während der Nominalzins auf dem Papier steht und damit sehr präsent ist, beschreibt der Realzins die Verzinsung korrigiert um die Inflation. Zwischen einem Nominalzins von 2 Prozent und einer aktuellen Inflationsrate von über 8 Prozent klafft also weiterhin eine große Lücke, die das Vermögen real schmälert.
Fazit: Auch, wenn derzeit viele Banken mit verlockenden Zinsen werben, raten wir Ihnen, ruhig zu bleiben und systematisch die besten Zinsen zu suchen. Vermögen zu erhalten oder gar aufzubauen bleibt mit Zinspapieren weiterhin prinzipiell unmöglich. Daher sollte man bei Investitionen in Zinspapieren und Anleihen auf eher kurze und mittlere Laufzeiten achten und weiterhin, wenn möglich, einen nennenswerten Teil der verfügbaren Mittel am Aktienmarkt zu platzieren. Langfristig bieten nur Unternehmensanteile einen vernünftigen Schutz vor Inflation.