Donald gibt einen Warnschuss ab
Mit seiner Zolloffensive am sogenannten „Liberation Day“ entfesselt Donald Trump eine neue Runde im globalen Handelskonflikt. Seine Ankündigung, je nach Herkunftsland hohe Zölle auf Importe zu erheben, lässt die Wachstumsperspektiven der Weltwirtschaft bedrohlich eintrüben. Zwar lenkte Trump zuletzt nochmal ein und gewährt für die gerade in Kraft getretenen Zölle eine Schonfrist von 90 Tagen. Die Grundproblematik bleibt allerdings bestehen.
Die offizielle Begründung: Die Handelspartner würden angeblich selbst höhere Zölle von den USA verlangen – wie Trump auf einen EU-Zollsatz von 39 Prozent kommt, bleibt allerdings sein Geheimnis. Vermutlich rechnet das Weiße Haus neben klassischen Zöllen auch den starken Dollar, bestehende Handelsbilanzdefizite und andere Marktzugangsbarrieren, wie sie etwa in China bestehen, mit ein.
Die Folgen dieser aggressiven Politik wären absehbar: Eine globale Rezession – auch in den USA selbst. Die vom IWF prognostizierten 2,7 Prozent Wachstum für 2025 könnten sich so als Makulatur erweisen. Denn die Strafzölle verteuern bislang günstige Importgüter, etwa aus China. Werden diese durch teurere US-Produkte ersetzt, steigen die Verbraucherpreise. Die Kaufkraft sinkt, die Konsumausgaben von Haushalten und Unternehmen ebenfalls.
Natürlich versteht Trump seine Zölle nicht nur als Handelsmaßnahme, sondern als Teil eines größeren Spiels: Als Poker um neue Deals. Er weiß, dass exportorientierte Wirtschaftsnationen wie Deutschland oder China auf den riesigen US-Markt kaum verzichten können. Zwar versuchen viele Länder, ihre Handelsströme umzulenken – etwa Richtung ASEAN oder durch neue bilaterale Abkommen mit Südamerika und Australien. Doch solche Umstellungen brauchen Zeit.
Was will Trump wirklich erreichen?
Zollpolitik als Investitionsmotor – so könnte man Trumps Strategie zusammenfassen. Ziel ist es,
- Industrieproduktion und technologische Kompetenz in die USA zurückzuholen
- die Produktion von Industriegütern und Know-how in die USA (zurück)zuholen,
- ausgewählte Sektoren – etwa Halbleiter, Batterien oder Solartechnik – durch temporäre Importzölle zu verteuern und damit der US-Produktion eine Atempause zu verschaffen, um die heimischen Produktionskapazitäten weiter aufzubauen,
- Lieferketten zu verkürzen,
- heimische Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz zu schützen
- außenpolitischen Druck, auch im militärischen Bereich, aufzubauen.
Begleitet wird dieser Kurs durch massive staatliche Investitionen, etwa über den „Inflation Reduction Act“ und den „CHIPS and Science Act“. Milliarden fließen in neue Chipfabriken in Ohio, Texas oder Arizona. Ford baut eine eigene Batteriefertigung auf, auch Intel investiert kräftig in neue Werke. Trumps Regierung folgt damit – wenn auch auf eigene Weise – einem Grundprinzip des genialen Wirtschaftswissenschaftlers, John Maynard Keynes: Investitionen in die eigene Wirtschaft als Mittel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.
Dass dieses Modell funktionieren kann, zeigen historische Beispiele. Südkorea etwa kombinierte in den 1970er Jahren temporäre Handelsbarrieren mit gezielter Förderung strategischer Industrien – heute ist das Land ein globaler Technologieführer.
Die Kehrseite des Zollhammers!
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zölle können zur wirtschaftlichen Bremse werden – das zeigt ein Blick in die Geschichte. 1930 führte der berüchtigte Smoot-Hawley-Zolltarif die USA mitten in die große Depression. Die damals verhängten Schutzzölle lösten eine weltweite Gegenreaktion aus, die die Wirtschaftskrise noch verschärfte. Zwar ist die Lage heute nicht mit der damaligen vergleichbar, denn damals befand sich die Weltwirtschaft bereits in einer großen Krise – heute nicht. Doch die Risiken sind real.
Was ist jetzt zu beobachten? Kurzfristig drohen vier zentrale Gefahren, die Trump versuchen wird abzumildern, indem er seine Zollpolitik auf bestimmte Güter und Handelspartner fokussiert:
- Deutlich steigende Preise für Importwaren und damit Kaufkraftverluste für US-Konsumenten.
- Vergeltungszölle, etwa der EU auf Softwarelizenzen oder Tech-Produkte.
- Boykottaufrufe gegen US-Güter.
- Störungen in globalen Lieferketten durch höhere Kosten für Vorprodukte.
Diese Nachteile dürfen nicht aus dem Ruder laufen.
Was wir erwarten können:
In den kommenden Wochen, während der Schonfrist, dürften zahlreiche Verhandlungen geführt werden – mehr als 50 Länder haben bereits Kontakt zur US-Regierung aufgenommen. Trump wird zweifellos versuchen, das Maximum für die Vereinigten Staaten herauszuholen. Insbesondere das chronische Handelsbilanzdefizit der USA ist ihm ein Dorn im Auge. In seiner Sichtweise sind ein überbewerteter Dollar – bedingt durch dessen Funktion als globale Fluchtwährung – sowie überhöhte Handelshemmnisse die Hauptursachen. Genau hier will er ansetzen.
Das Fernziel Trumps könnte dabei sogar eine umfassende Freihandelszone mit der EU sein – ohne Zölle, ohne Subventionen. Eine Idee, die auch Tesla-Chef Elon Musk jüngst ins Spiel brachte. Bereits 2018 hatte Trump auf dem G7-Gipfel in Kanada ein solches Modell vorgeschlagen – flankiert von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, um Druck aufzubauen.
Für die Europäische Union wäre ein uneingeschränkter Freihandel mit den USA allerdings ein zweischneidiges Schwert. Denn viele Standortfaktoren sprechen klar für die Vereinigten Staaten: niedrigere Energiepreise, wettbewerbsfähigere Unternehmenssteuern, ein flexibler Arbeitsmarkt und eine stärkere Innovationsförderung. Zudem nimmt die EU jährlich rund 25 Milliarden Euro an Zolleinnahmen ein – das entspricht etwa zehn Prozent ihres Gesamtbudgets. Erst 2023 wurde zudem die 150-Euro-Freigrenze für zollfreie Importe abgeschafft, was durch Online-Bestellungen und Co. weitere Milliarden in die Kassen spült.
Nun liegt die Aufmerksamkeit auf dem Ablauf der Verhandlungen in den nächsten Wochen.
Wie sollten sich Anleger jetzt verhalten?
Die jüngsten Rückschläge an den Aktienmärkten haben die Bewertungen vieler Unternehmen deutlich nach unten gedrückt – so sehr, dass sich inzwischen attraktive Einstiegschancen bieten. Selbst eine wahrscheinliche Rezession scheint bereits weitgehend in den Kursen eingepreist. Selbst der kapitalmarktgewichtete S&P 500 bewegt sich mittlerweile auf einem fairen Bewertungsniveau.
Wichtig ist zu verstehen: Aktienmärkte neigen zu Übertreibungen – sowohl nach oben als auch nach unten. Derzeit dominiert die Angst. Wer in solchen Phasen billig verkauft, realisiert oft Verluste, anstatt Chancen zu nutzen.
Zwar ist davon auszugehen, dass die Zollpolitik den Inflationsdruck kurzfristig erhöht. Doch wir gehen davon aus, dass die Notenbanken weltweit nun verstärkt Gegenmaßnahmen ergreifen – insbesondere in Form von Zinssenkungen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Eine tiefe Rezession, womöglich sogar eine Depression, soll auf jeden Fall vermieden werden.
Bis in den Herbst hinein dürften die Märkte volatil bleiben – ein echter Stresstest, insbesondere für Börseneinsteiger. Doch gerade in solchen Phasen lohnt ein kühler Kopf: Zahlreiche sentimenttechnische Indikatoren deuten darauf hin, dass wir uns in der Nähe eines Markttiefs befinden. Der Pessimismus ist hoch – und das ist oft ein guter Kaufzeitpunkt.
Unsere Empfehlung: Wer langfristig denkt und investiert, sollte jetzt schrittweise in bewährte, zukunftsfähige Aktienstrategien einsteigen. Wichtig dabei: Nur mit Geldern, die langfristig investiert bleiben können.
In den USA fließt ein Großteil der privaten Altersvorsorge in Aktienfonds – meist steuerbegünstigt. Ein starker Einbruch dieser Anlageformen hätte gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Auch das weiß Donald Trump – und es dürfte einer der Gründe sein, warum wir mittelfristig mit einem politischen Einlenken rechnen.
Bleiben Sie also diszipliniert Ihrer Anlagestrategie treu. Wir selbst haben die Aktienquoten in unseren Strategien derzeit bewusst reduziert – und passen diese laufend an die Marktlage an.