ETFs und die Tücken des passiven Investierens
In der Welt des Investierens sind ETFs derzeit in aller Munde. Immer mehr Anleger setzen auf sogenannte ETFs, also Wertpapiere, die einfach nur einen Aktienindex abbilden und somit passives Investieren ermöglichen. Vielerorts werden ETFs als das Must-have Investment für eine sichere Altersvorsorge angepriesen. Doch Vorsicht: ETF-Strategien bergen auch Risiken, die von Privatinvestoren oft übersehen werden.
Was sind ETFs?
Investoren können mit sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds) in ganze Indizes von Aktien, Branchen oder Ländern investieren und erhalten genau die Wertentwicklung des gewählten Index, also zum Beispiel des deutschen Leitindex DAX. Durch die breite Streuung über viele verschiedene Aktien versprechen ETFs eine vermeintlich sichere Anlage.
Wo liegt das Risiko eines ETFs?
Die Konstruktion von Aktienindizes führt in der Realität dazu, dass bestimmte Titel hoch gewichtet werden und das Chance-Risiko-Verhältnis dadurch beeinträchtigt ist. Der Grund dafür ist, dass die Aktien innerhalb eines Index nicht zu je gleichem Anteil gewichtet sind, sondern nach deren Wert an der Börse. Ein Blick auf den weltweiten Index MSCI ACWI verdeutlicht dies: Er beinhaltet über 3.000 Aktien aus insgesamt 49 Industrie- und Schwellenländern und scheint damit ein sehr breit gestreutes Investment zu versprechen. Tatsächlich investiert dieser Index jedoch zu 63 Prozent in US-Aktien, wovon wiederum 17 Prozent auf die sieben größten US-Technologieriesen entfallen – von einer breiten Streuung kann also keine Rede sein.
Wenn wir das in Geldwerte umrechnen, so werden von jeder Million US-Dollar, die Anleger in den Index investieren, 630.000 US-Dollar nur in US-Aktien und davon allein 170.000 US-Dollar in die sieben größten Technologieaktien angelegt.
Japan kommt beispielsweise als Land mit der zweitgrößten Gewichtung gerade mal auf 5,4 Prozent und der Anteil von Industrieländern wie Frankreich, Kanada, Deutschland, Schweiz oder Australien ist noch weitaus kleiner.
Diese Strukturierung der Aktien nach Ihrem Börsenwert führt mit der Zeit zu einer zu hohen Gewichtung überbewerteter Titel im Index. Das Problem: Überbewertete Titel neigen im Rahmen von Crashs dazu überdurchschnittlich stark an Wert zu verlieren. Noch Ende der 1980er Jahre war der japanische Aktienmarkt stark übergewichtet und globale Aktienindizes mussten Japan höher gewichten als die USA – heute sieht das bekannterweise anders aus.
In Zeiten größerer Marktschwankungen oder gar einer Wirtschaftskrise, wie im Jahr 2008 können reine ETF-Investments zudem zu einer negativen Wertentwicklung über längere Phasen führen. Da sich Aktienmärkte in Zyklen bewegen, sind längere Durststrecken also vorprogrammiert.
Wie also in ETFs investieren?
Die Welt verändert sich ständig und Indizes reagieren oft zu träge auf diese Veränderungen. Passives Investieren über ETFs mag auf den ersten Blick einfach, risikoarm und bequem sein, doch es lohnt sich, die Tücken dieser Strategie genauer zu betrachten und alternative Anlageformen in Betracht zu ziehen. Um ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis zu erzielen, sollten Anleger vielmehr verschiedene Aktienstrategien in Betracht ziehen und ETFs eher als Beimischung, denn als Alleininvestment sehen.
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